Technik


SUCHENSITEMAPKONTAKT


GENERAL
BRIEFING
INFO
DATA
PRESSE
MITFLUGBÖRSE
TOPICS
By the way...
Medical
Safety
Technik
F + E
COMMUNITY
EQUIPMENT
UNTERHALTUNG

Technik rund ums Fliegen

Runway Strength

von SIEGFRIED H. KOTTYSCH

In den Approach-Maps größerer Flugplätze finden wir unter der Rubrik 'Runway-Strength' nicht mehr die gewohnten Angaben, wie z.B. '5,7 t MPW', also zulässiges Höchstgewicht (Maximum Permissible Weight) 5,7 t, sondern ganz andere geheimnisvolle Bezeichnungen. So steht da beispielsweise für beide Runways von EDDH: PCN 65 / F / A / W / T. Na, dann wissen wir ja Bescheid...! - Oder vielleicht doch nicht?

Klar, wir mit unseren Fliegern der E-Klasse, oder vielleicht auch der F-, G- oder I-Klasse wissen in diesem Zusammenhang eines sicher: Wir haben dort keine Probleme, zu landen und auch wieder zu starten. Wir sind da sowas wie die Mücke auf dem Eis-Stiel. Allerdings kann es nicht schaden, trotzdem darüber informiert zu sein, was denn diese Werte nun eigentlich bedeuten.

Für Start und Landung sind ja grundsätzlich die verfügbaren Rollstrecken interessant. Die vergleichen wir mit den errechneten Rollstrecken unseres Fliegers, die wir unter Berücksichtigung der Runwaybeschaffenheit (Belag, Zustand, Kontamination) ermittelt haben. Das tun auch 'die großen', aber für die ist ein wichtigerer Faktor die Belastbarkeit der Runway. Man stelle sich vor, ein größerer Airbus landet auf einer absolut ausreichend langen Bahn und versinkt beim Aufsetzen im Boden... und zwar nicht aus Scham wegen der vielleicht etwas harten Landung, sondern weil's die Runway einfach nicht 'ertragen' hat...! Fahrwerk weg - Bauchrutschen - Funken - Feuer - Katastrophe... So könnte das aussehen...

Die Qualität von Runways hängt neben der Oberflächenbeschaffenheit in hohem Maße auch von deren Unterbau ab. Und der wiederum von den örtlichen geologischen Gegebenheiten. So mancher Platz würde seinen anfliegenden Maschinen da gern mehr bieten - allein der Boden gibt's nicht her...!

Nun, irgendwie musste man also die unterschiedlichen Tragfähigkeiten klassifizieren, um den anfliegenden Maschinen Klarheit zu verschaffen. Und weil eben verschiedene Faktoren die Runway-Qualität beeinflussen. So entstand, verabschiedet von der ICAO, das 'ACN-PCN'-System, bzw. die 'ACN-PCN'-Methode.

ACN heißt 'Aircraft Classification Number', PCN 'Pavement Classification Number'. Wir beginnen mit der PCN, die für die Runways veröffentlicht wird.

In der PCN für eine Runway sind folgende Werte enthalten:

  • die PCN, also die Lastklassifikationszahl selbst
  • die Art des Belages, der für die ACN- und PCN-Bestimmung zugrunde gelegt wurde
  • die Kategorie des Unterbaus der Runway
  • der höchstzulässige Reifendruck und
  • die Bewertungsgrundlage, die Methode, mit der diese Werte ermittelt worden sind

Die Art des Belages

Bei der Art des Belages wird grundsätzlich lediglich zwischen 'starrem Belag' und 'flexiblem Belag' unterschieden. Sollte die Runway in Verbundbauweise oder einer sonstigen Nicht-Standardbauweise erstellt sein, wird dem PCN-Wert eine entsprechende Bemerkung hinzugefügt.

Ein starrer Belag (R) ist Beton. Seine Vorteile liegen für die Piloten in erster Linie in der hellen und damit gut sichtbaren Farbe und in der guten Griffigkeit durch seine Rauhheit. Für den Flughafenbetreiber ist die ziemlich gute Unempfindlichkeit gegen Temperaturschwankungen und Frost und gegen Kerosin, Öl und andere Chemikalien, wie z.B. Enteisungsflüssigkeit und die längere Lebensdauer ein Faktor. Er ist allerdings die teurere Variante.

Asphalt ist ein flexibler Belag (F). Er ist deutlich preiswerter und leichter zu reinigen und damit zu warten, es gibt kein Fugenproblem. Allerdings ist der Reifenabrieb bei Asphalt höher als bei Beton.

Die Kategorie des Unterbaus

Die Tragfähigkeit des Unterbaus wird in vier Kategorien eingeteilt:

  • A - hohe Tragfähigkeit
  • B - mittlere Tragfähigkeit
  • C - geringe Tragfähigkeit
  • D - extrem geringe Tragfähigkeit

Für diese Kategorien gibt es keine definitiven Abgrenzungen, beispielsweise in Kilogramm oder Tonnen, weil zu dieser Klassifizierung einige weitere Parameter von Bedeutung sind, deren Erläuterung dann doch zu sehr 'ins Eingemachte' gehen würden (es gibt da auch noch die LCN-Werte, Load Classification Number...). Wir werden noch sehen, dass das letztlich für den an- oder abfliegenden Flugzeugführer nicht von vordergründiger Bedeutung ist.

Höchstzulässiger Reifendruck

Diesen hingegen kennt jeder Pilot für sein Flugzeug. Auch hier sind wieder vier Kategorien eingerichtet worden:

  • W - hoch (keine Druckgrenze)
  • X - mittel (Druck begrenzt auf 1,50 MPa)
  • Y - niedrig (Druck begrenzt auf 1,00 MPa)
  • Z - sehr niedrig (Druck begrenzt auf 0,50 MPa)

Die Bewertungsmethode

Damit wird darüber informiert, wie die gesamte Bewertung der Tragfähigkeit zustande gekommen ist. Nicht immer, gerade bei neuen oder erneuerten Flughäfen, gibt es ausreichende Erfahrungswerte zur Bewertung der Tragfähigkeiten. In diesen Fällen wird eine technische Bewertung (T) vorgenommen, wobei spezifische Untersuchungen der Eigenschaften und des Verhaltens des Belages herangezogen werden.

Liegen jedoch bereits ausreichende Erfahrungswerte vor, werden diese unmittelbar genutzt und erhalten den Kennbuchstaben U.

Wir haben nun also fünf Werte, die im Approach-Sheet bei 'Runway-Strength' stehen, wobei die vier Werte nach der PCN-Zahl lediglich zusätzliche Informationen liefern, für die Zulässigkeit eines Starts, bzw. einer Landung ist die PCN-Zahl allein ausreichend, die ACN-Zahl des verwendeten Flugzeugs darf diese nicht übersteigen.

Zwei Beispiele:

Hamburg EDDH, RWY 15/33: PCN 65/F/A/W/T

Der PCN-Wert 65 ist also durch technische Beurteilung (T) ermittelt worden, es handelt sich um einen flexiblen Belag (F) mit hoher Tragfähigkeit (A) und keiner Begrenzung der Reifendrücke (W).

Münster-Osnabrück EDDG, RWY 07/25: PCN 68/F/B/X/T

Der PCN-Wert 68 ist ebenfalls technisch ermittelt worden, auch hier haben wir einen flexiblen Belag, allerdings eine mittlere Tragfähigkeit (B) und die Reifendruckgrenze liegt bei 1,50 MPa.

Wie schon gesagt, weiß jeder Pilot eines entsprechenden Flugzeuges dessen ACN- Wert. Passt dieser zum PCN-Wert der in Frage kommenden Landebahn, steht von der Tragfähigkeit her einer Landung oder einem Start nichts mehr im Wege - außer natürlich der RWY-Länge - so, wie das auch bei den in Tonnen angegebenen Tragfähigkeiten kleinerer Flugplätze gilt. Eine Tragfähigkeit von 5,7 Tonnen MPW heißt ja auch hier noch längst nicht, dass jedes Flugzeug unterhalb dieses MTOW's dort starten oder landen kann... Sind die meteorologischen Gegebenheiten (Druck, Wind, Temperatur) so, dass die verfügbare Runway-Länge beispielsweise für einen Start nicht ausreicht, müssen wir halt auspacken, ausreichendes MPW hin oder her...

Wer jetzt mal gerne seine Flughafen RWY's mit den ACN's verschiedener Flugzeuge vergleichen möchte: Auf unserer Seite 'Kniebrett' findet ihr eine ACN-Tabelle fast aller Flugzeuge zum Download.



Diese Seite weiter empfehlen Diese Seite weiter empfehlen...





to the TOP... eddh.de - ...fly with fun! to the TOP...