Der Arm des Terrors
Stell' dir vor, du wirst in dunkler Gasse von einem Mörder mit dem Messer
bedroht. Was tust du? Du holst dein eigenes Messer aus der Tasche, stichst es
dir in den Hals und mit einem röchelnden "Ätsch!" verabschiedest du dich in die
ewigen Jagdgründe, voller Häme für den Mörder, der dich nun nicht mehr töten
kann und sicher ganz schön blöd aus der Wäsche guckt...
Das ist verrückt, sagst du? Tja, aber genau das sind wir im Begriff, zu tun. Weil ein Ultraleichtflugzeug in die Reichstagswiese gestürzt ist. Und weil eine Flugverbotszone überm Regierungsviertel logischerweise von jedem respektiert wird, erst recht von wirklichen Terroristen.
Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Machen wir uns nichts mehr vor,
Politiker wollen nichts bewirken, verändern, oder gar dem Volke dienen, sie
wollen nur eines, nämlich Macht, gepaart mit Privilegien und Geld. Die dazu
notwendigen Wählerstimmen sind längst nicht mehr durch intelligente oder gar
sinnvolle Entscheidungen und Maßnahmen zu sammeln (wenn sie es denn überhaupt je
waren), sondern am ehesten durch populistische. Also solche, die ohne die
Notwendigkeit, einen Denkprozess in immer dumpfer werdenden Bürgerhirnen
auszulösen, auf fruchtbaren Boden fallen.
Daraus folgt, dass alle Bemühungen, die Unsinnigkeit von immer neuen Gesetzen
oder Gesetzesverschärfungen deutlich zu machen, weil kein Gesetz dieser Welt
jemals einen Terrorakt verhindert hat und das auch in Zukunft nicht können wird,
so wirksam sind, wie Wasser zu harken.
Und so werden wir wohl zusehen müssen, wie der Terror siegt. Denn wer immer noch
glaubt, Ziel des Terrors sei es, Menschen und Sachen zu zerstören, um auf
irgendetwas aufmerksam zu machen, irrt sich leider sehr. Wir brauchen nur mal
genauer hinzusehen: Was ist durch den Terror der letzten Jahre in Gang gesetzt
worden? Woll'n mal sehen... Ausweise sollen mit Fingerabdruck versehen werden
(der genetische Fingerabdruck bleibt uns noch eine zeitlang erspart).
Videokameras sollen uns an vielen (am liebsten an allen) öffentlichen Bereichen
beobachten (die eigenen vier Wände bleiben uns vorerst erspart). Wir dürfen
abgeschossen werden, wenn wir in einem Flugzeug sitzen, von dem der (jeweilige)Innenminister überzeugt ist, dass es in der Gewalt potentieller Terroristen ist
und vermutlich auf irgend ein Ziel in unserem Lande gesteuert werden soll (ob
das zutraf, wird danach nicht mehr geklärt werden können). Das sind nur ein paar
Beispiele, durchaus möglich, dass die Liste ohnehin bei Erscheinen schon nicht
mehr vollständig wäre... Die vielen Einschränkungen für uns Piloten erspare ich
mir, erneut aufzuzählen, wir kennen sie leider alle, und ich habe meine Meinung
darüber in verschiedenen 'By the way's' ergossen.
Was hat sich also seither geändert? Richtig, unser aller Freiheit, beileibe
nicht nur von uns Piloten, ist drastisch eingeschränkt worden und wird es weiter
werden. Terroranschläge sind also nur ein Relais, ein Schalter, der mit
vergleichsweise minimalem Einsatz an Aufwand eine ungleich größere,
weitreichendere Reaktion auslöst. Nämlich die Freiheit, unser höchstes Gut,
aufzuweichen, bis sie sich in Wohlgefallen auflöst. Das wird dem Terror wohl
gefallen. Und das Ganze geht auch noch nach unseren demokratischen Regeln ab:
Die Legislative beschließt, die Judikative erlässt und die Exekutive führt aus.
Sie exekutiert. Unsere Freiheit.
Mit einem Wort: Der Terror klickt ein kleines Schalterchen, den Rest, nämlich
unsere Freiheit Stück für Stück über Bord zu kippen, machen wir schon ganz
alleine. Und damit opfern wir genau das, was wir angeblich vor dem Terror
schützen wollen.
Ist ja auch logisch: Wer sich selbst umbringt, kann nicht mehr von anderen
umgebracht werden...
Euer
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