Roger...?
Vieles prasselt auf uns hernieder.
Neue Gesetze, neue Verordnungen, neue Strukturen, neue (natürlich höhere)
Preise. Da protestiert man natürlich erstmal. Und wir haben uns schon so ans
Protestieren gewöhnt, dass inzwischen praktisch erstmal gegen alles protestiert
wird, vorsorglich. Und in diesem ganzen Leidensdruck und der schon Standard
gewordenen Protestiererei verliert sich schnell das Interesse am Gebrauch des
Verstandes. Allerdings auch kein Wunder angesichts der vielen sinnfreien Gesetze
und Verordnungen, die der Luftfahrt von gescheiterten Lehrern, Rechtsanwälten
oder ganz ungelernten Politikern zum Fraß vorgeworfen werden, ebenfalls ohne
Einsatz des Verstandes, mangels Masse.
Aber nicht alles, was bei uns neu eingeführt wird, ist grundsätzlich schlecht.
Der Übungsflug mit Fluglehrer beispielsweise, der zum Erhalt der Lizenz
erforderlich ist. Eine hervorragende Sache - vorausgesetzt, der Kandidat nimmt
seine Sache ernst und ist lernwillig. Aber was war anfänglich nicht alles zu
hören über diese Neuregelung...! Von zunehmender Gängelung war da die Rede und
von Geldschneiderei.
Nun möchte die ICAO (es kommt nicht alles von uns Deutschen) von allen Piloten,
die eine Sprechfunklizenz einer ausländischen Sprache besitzen, zukünftig einen
Sprachtest, der zeigen soll, ob das, was über die Lippen und in die Ohren
dringt, auch verstanden in der Bedeutung von 'begriffen' wird. Klar, dass prompt
die Protest-CDs eingelegt werden.
Sorry, aber da bleibt meine im Schrank. Und ich verstehe die Aufregung ganz und
gar nicht. Worum geht es denn eigentlich wirklich? Es geht um die Piloten, die
beispielsweise ein BZF I haben. Warum haben die das? Weil sie entweder ins und
im Ausland fliegen oder weil sie es schick finden, englisch zu funken. Und die
beschweren sich nun bereits im Vorwege darüber, sich alle sechs Jahre(!) einer
Prüfung zu unterziehen, ob sie das, was sie da sagen oder hören, auch
kapieren...? Selbst Jürgen Schelling, Chefredakteur des 'fliegermagazin', pustet
die Backen auf und ruft nach AOPA Germany und dem DAeC.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass diejenigen, die am lautesten gegen solch
eine Überprüfung lamentieren, diejenigen sind, wegen derer solch eine
Überprüfung nötig ist. Die, die den abenteuerlichsten Mist am englischen Funk
absondern und selbst auch nur Bahnhof verstehen. Die außergewöhnliche ATC-
Anweisungen nicht kapieren, weil das nicht auf der auswendig gelernten Liste
stand. Die dann trotzdem bestätigen und dann Geisterfahrer in der Luft sind.
Das gern genommene Argument, hier kommen nur wieder weitere Kosten auf uns
Piloten zu, greift hier nicht. Das ist inzwischen ebenso abgedroschen und muss
für alles herhalten, wie das Argument der gefährdeten Arbeitsplätze. Stimmt, die
Privatfliegerei ist extrem teuer und wird immer teurer. Aber hier darf man doch
die Relationen nicht aus den Augen verlieren! Wieviele Stunden fliegt ihr in
sechs Jahren? Wieviele Jeppesen- oder AIP-Revisions sind in dieser Zeit fällig?
Wie hoch ist die Summe der Landegebühren dieser Flüge? So, und neben dieses
jetzt gefundene Ergebnis schreibt ihr die 150 Euro, die die Sprachprüfung
voraussichtlich kosten wird.
Ähnlich wie der Übungsflug ist auch die Sprachüberprüfung ohne Zweifel ein
Beitrag zur Sicherheit im Luftverkehr. Denn ich möchte schon einigermaßen sicher
sein, dass der andere Teilnehmer am Luftverkehr weiß, wovon er spricht, wenn er
funkt. Und vor allem, dass er weiß, was er tut, wenn er das tut, was er glaubt,
verstanden zu haben... Was für abenteuerliche Funksprüche man da immer wieder
erleben muss, wissen wir Piloten und erst recht die ATCler leider nur zu gut.
Was spricht gegen eine Überprüfung der Englischkenntnisse eines Piloten, der BZF
I oder AZF erlangen will, hat oder meint, haben zu müssen? Gar nichts! Wer Angst
vor einer solchen Überprüfung hat, wird auch Grund dafür haben. Und dann ist sie
erst recht sinnvoll. Zu hoffen bleibt allerdings, dass die Überprüfung, sollte
sie denn tatsächlich 2008 eingeführt werden, auch praxisnah sinnvoll abgefasst
wird. Andernfalls wäre es dann wirklich Quatsch.
Die Allgemeine Luftfahrt in Deutschland wird in der Tat in zum Teil schwer
erträglicher Art und Weise gegängelt und beschränkt. Zu intervenieren ist nicht
nur sinnvoll, sondern sehr, sehr oft auch geboten. Aber nicht routinemäßig. Eine
Inflationstendenz von Einsprüchen und Beschwerden reduziert die Glaubwürdigkeit
und vor allem die Erfolgschancen der Einsprüche gegen wirklich schmerzhafte und
vor allen Dingen unsinnige Restriktionen.
Denn davon haben wir genug...
Euer
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