Fliegst du schon - oder klickst du noch?
Vor gut einem Jahr, genau vor 15 Monaten, hatte sich die DFS etwas total
Schickes für ihre Homepage einfallen lassen: Die Bereiche, in denen man
Flugpläne Online aufgeben kann, oder in denen man das VFR-Bulletin-Update
einsehen kann, konnten nur noch über ein Login erreicht werden.
Etwas, was
durchaus Sinn machen könnte, wenn diese Dienste kostenpflichtig geworden wären,
was nicht sonderlich verwundert hätte. Aber diese Dienste sind nach wie
vor kostenlos, somit ist auch die Anmeldung mit Benutzername und Passwort
kostenlos, und somit macht das ganze für den User etwa so viel Sinn, wie eine
Tresortür mit dem Schlüssel oben auf der Türfüllung: Es verlangsamt lediglich
den Zutritt.
Für Die DFS kann der einzige Sinn darin liegen, Adressen zu
sammeln. Adressen hingegen, die zu schätzungsweise 70 % unbrauchbar sein
dürften, weil sich auch Karl Napf aus Grasbahn oder Knut Wuchtig aus Beton
anmelden können. Die DFS hat - zumindest in diesem Bereich - die geballte
Inkompetenz versammelt.
Die Österreicher waren hier wesentlich unkomplizierter und kundenfreundlicher,
sprich: fliegerfreundlicher! Denn ihre guten Austrocontrol-Informationen waren
für jeden Flieger problemlos zu nutzen.
Waren. Denn seit der vergangenen Woche ist das vorbei. Der unvegleichlich
nützliche Service des Streckenwetters ist mit einer Barriere versehen worden.
Das Austrocontrol-Streckenwetter zeichnet sich dadurch aus, dass schon bei
Eingabe eines Start- und eines Zielflugplatzes nicht nur diese beiden METARs,
sondern auch die der auf der Strecke liegenden Flugplätze ausgeworfen werden!
Eine außerordentlich nützliche Sache, und darüberhinaus können auch individuelle
Alternates abgefragt werden.
Nun, wie gesagt: Das ist jetzt nicht mehr so einfach. Auch Austrocontrol
verlangt jetzt eine (kostenfreie!) Anmeldung. Nur gehen unsere Nachbarn hier
wesentlich klüger zu Werke, als unser DFS-Apparat. Hier kommt Knut Wuchtig aus
Beton nicht sehr weit - denn zur Freischaltung des (kostenlosen!) Accounts ist
zusätzlich das Übersenden einer Kopie der Fluglizenz nötig!
Warum?, fragt sich der interessierte Flieger. Ist der Service kostenpflichtig?
Nein. Warum dann eine Anmeldung mit persönlichen Daten? Ist der Service
sicherheitsrelevant? Nein. Warum dann eine Anmeldung mit persönlichen Daten?
Möchte man persönliche Daten von Piloten einsammeln? Möglicherweise... Dafür
spricht jedenfalls die listige Art und Weise, wie hier verfahren wird: Zuerst
muss man 'jeder Form des Verarbeitens und des Übermittelns' aller eingegebenen
personenbezogenen Daten zustimmen, auch der 'Weitergabe der Daten an externe
Datenverarbeiter'(!). Dann gibt man alle zwingend erforderlichen Daten ein, wie
Name, Email, Lizenz-Nummer, Art der Lizenz und diverse weitere Lizenz-
Ausstellungs-Daten. Der dann folgende Submit-Befehl übergibt diese Daten an
Austrocontrol.
Und erst dann, auf der nächsten Seite, erfährt der interessierte
Flieger, dass zur Freischaltung die Übermittlung einer Kopie der Pilotenlizenz
erforderlich ist! Keinerlei noch so zarter Hinweis hierauf zuvor! Wer seine
Lizenzen nicht so ohne Weiteres durch die Gegend faxen möchte, kann hier zwar
abbrechen - seine Daten sind jedoch bereits bei Austrocontrol - zur erwähnten
weiteren Verwendung...
Ich habe Schwierigkeiten, meine Bewertung dieser Art und Weise, wie hier
verfahren wird, in taktvolle Artikulation zu bringen - deswegen verzichte ich
darauf. Möge der geneigte Leser sich sein eigenes Urteil bilden...
Fazit: Wieder ein weiterer Schritt fort von problemloser Zugänglichkeit von
fliegerisch relevanten Informationen. Ein zeitraubenderes Einsammeln von zur
Flugvornereitung dienenden Informationen. Und damit möglicherweise ein Steigern
der Zahl der mit mangelhafter Vorbereitung fliegenden Privatpiloten. Denn wenn
man betrachtet, wie nachlässig eine Vielzahl bereits heute ihre Flugvorbereitung
durchführt, kann man befürchten, dass die erschwerte Zugänglichkeit von
Informationen dies nicht wirklich verbessern wird...
Ich bin von der Weitsichtigkeit von DFS und Austrocontrol tief beeindruckt...
Euer
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