Offline in der Luft...?
Wer eine Pilotenlizenz erhalten will, muss auch den Funksprechverkehr lernen und
eine entsprechende Prüfung ablegen. Offenbar ist Funken aber ungleich
schwieriger als Fliegen. Wie sonst ließe sich erklären, dass ein so großer Teil
der Privatpiloten den Funkkontakt meidet, wie der Teufel das Weihwasser?
Funkkontakt ist ja nicht gleichbedeutend mit aktivem Geblubber, Funkkontakt
heißt, sich in die zuständige oder sinnvolle Frequenz einzuklinken und so
akustisch ein Bild vom Traffic in der Umgebung zu bekommen. Informationen sind
ein wertvolles Gut, überall, und in der Fliegerei ganz besonders. Warum die
Möglichkeit, wichtige, unter Umständen lebenswichtige Informationen gratis zu
erhalten, so oft nicht genutzt wird, ist mir ein Rätsel.
Da fliegt ein Flugschüler solo überland. Auf seiner beabsichtigten Flugstrecke
ist kein Funkkontakt vorgeschrieben, also nimmt er auch keinen auf. Nur leider
kann er die Flugstrecke nicht exakt einhalten, er weicht sogar ganz erheblich
davon ab. Keine so große Schande für einen Flugschüler. Allerdings gerät er in
die Kontrollzone des Münchener Flughafens - und ist nun über Funk natürlich
nicht zu erreichen. Polizei-Helikopter steigen auf, um die Identität des
Flugzeugs zu ermitteln und den Piloten zum Abdrehen bringen zu können. Mit oder
ohne '9/11-Trauma' - eine im Prinzip richtige Entscheidung. Wie auch immer nun
die Helis sich dem Flugschüler gezeigt haben mögen, er gerät in Panik und
vollzieht eine nicht ganz glückliche Sicherheitslandung auf einem Feld, wobei er
schwer verletzt wird.
Wir wissen nicht, ob die Polizei-Piloten Rambo gespielt haben, oder ob der
Flugschüler vielleicht ein zu schwaches Nervenkostüm gehabt hat. Was wir aber
wissen, ist, dass das bei bestehendem Funkkontakt des Piloten mit mindestens FIS
München so nicht hätte passieren müssen. Denn in solchen Fällen wird von ATC
immer auch FIS informiert, um mit dem unbekannten Flugobjekt (UFO würde hier
wohl falsche Assoziationen hervorrufen...) Kontakt aufzunehmen - wenn das denn
möglich ist... War es hier aber nicht.
Wir sehen einmal mehr, wie elementar Funkkontakt in der Fliegerei sein kann,
ob vorgeschrieben oder nicht. Da es sich hier um einen Flugschüler gehandelt
hat, darf man leider getrost davon ausgehen, dass in seiner Flugschule diese
wenig weitsichtige Praxis Gang und Gäbe ist. Denn ein Flugschüler stellt,
zumindest, solange er noch 'frisch' und unsicher ist, nicht von sich aus den
Funk auf 'standby', wenn es ihm nicht so vorgemacht wurde...
Funkkontakt kann also lebenswichtig sein, gerade dort, wo er nicht
vorgeschrieben ist! Was spricht also dagegen, auch in der Luft ständig 'online'
zu sein...?
Man muss ja nicht gleich in das andere Extrem verfallen und die Frequenzen mit
überflüssigem Kram volldröhnen. Oder in 2000 ft an einem klaren Tag 'Traffic
Information' erbitten.
Euer
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