Die Bedrohung - Wir sind nicht allein...
Ein war schöner Tag, an dem es passierte.
Aber nicht nur das herrliche Sommerwetter hatte viele Besucher an die Kieler
Förde gelockt, es war auch die 'Kieler Woche', eine bedeutende Veranstaltung für
alle, die dem maritimen Virus verfallen sind. Himmel und Sonne überzogen die
Wasserfläche mit postkartengerechten Farben, und viele weiße und bunte Segel
tupften ein Gesamtkunstwerk aus diesem Bild.
Und dann passierte es.
In die bis eben nur von Bratwurst- und Frittenduft erfüllte Luft sickerte zuerst
aufgeregtes Gemurmel, dann Rufe, und gleich darauf Entsetzensschreie und Geheul
von Kindern. Den Blicken der mit angstverzerrten Gesichtern in die Höhe
starrenden Menschen folgend, sah man es: Ein riesiges, weißes Ding, das leise
grollend über den eben noch so fröhlichen Menschen und der Postkartenbucht
schwebte! Ein Ding aus einer anderen Welt! Teufelswerk! Hexerei! Niemand hatte
je so etwas gesehen, kein Wunder, dass alle Angst bekamen und die Kinder weinend
hinter hoffentlich ausreichend großen Mütter-Gesäßen Zuflucht suchten!
Ein Airbus!
Nach einem 'Stern'-Artikel ist das genau so geschehen.
Ein 'Beluga' der Airbus-Werft hatte als Gruß für die Kieler Woche und den Tag
der offenen Tür des Kieler Marineflieger-Geschwaders, das den 'Beluga'
gelegentlich für Transporte chartert, einige Kreise über der Förde gezogen. Nach
den Angaben der unmittelbar einlaufenden Anzeigen beflissener privater Schützer
jeglichen Rechts, insbesondere des eigenen, flog der Airbus lediglich 150 Meter
hoch. Und "Kinder haben geheult" bei den "merkwürdigen Manövern"...
Kein Wunder...! Welches Kind hat auch schon je einen Airbus aus der Nähe
gesehen, geschweige denn in der Luft! Die wenigen, die dieses Martyrium erleiden
müssen, wenn sie, behängt mit Schwimm-Ente und Plüsch-Känguruh-Rucksack,
Richtung Urlaubsflieger gezerrt werden, haben kaum eine Chance, dieses
traumatische Erlebnis je zu verdrängen, geschweige denn zu verarbeiten! Und die
übrigen, denen ihre Eltern dieses grausame Schicksal ersparen wollten und sie
lieber in die überschaubare Schar von 150.000 Besuchern eines friedlichen
maritimen Großereignisses zerrten "Guck mal, das da auf dem grauen Schiff ist
eine 20-cm-Zwillings-Flak!", sind seelisch gezeichnet für ihr Leben.
In was für einer Welt leben wir eigentlich? Wo von bösen Menschen riesige
metallene Gegenstände durch die Luft gesteuert werden, die zuvor Fahrzeuge,
Maschinen oder hunderte von Menschen gefressen haben. Schlimm genug, dass die
kleineren Ausgaben dieser Metall-Vögel unschuldige Bürger dazu nötigen, viel
Zeit damit zu verbringen, die Obrigkeit verzweifelt um Abhilfe zu ersuchen,
jetzt fliegen sogar Riesenvögel in nur 150 Metern Höhe - vielleicht waren es
sogar nur 145? - über eine Wasserfläche, an deren Ufern friedliebende Menschen
während einer Großveranstaltung in stiller Einkehr beieinander sind!
Aber mal im Ernst: Ich bin beeindruckt, wie gut mache Menschen die Höhe eines
fliegenden Objektes einschätzen können! Man sollte sich diese Leute sofort als
neue Mitarbeiter für Flughäfen sichern, man könnte sich so manches teure
Ceilometer sparen! Denn bei der Begeisterung, mit der sie bei der Sache sind,
würden sie diesen Dienst höchstwahrscheinlich ehrenamtlich versehen.
Und ich bin auch deswegen beeindruckt, weil ich bisher immer dachte, nur wir
Privatflieger würden mit derlei Anzeigen überzogen - nein, auch Airbus-Captains
sollten ab sofort nervös um sich blicken, wenn sie ihre Reiseflughöhe verlassen.
Wir sind nicht allein! Wir werden beobachtet...
Euer
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