eddh.de

[Knarß]

Liebe Gemeinde,

hier ein anonymer Beitrag zum entsprechenden Thread im Board Air-Laws.

Ich flog kürzlich mit einer C-172 einen unkontrollierten Platz mit über 2000 m Piste an, ein ehemaliger Militärplatz. Sagen wir mal, die Landerichtung an dem Tag war 09 und die Platzrunde verläuft nördlich des Platzes, also Linksplatzrunde.

Obwohl eigentlich kaum Verkehr war, wollte es der Zufall, dass zwei weitere (Echo)-Maschinen zeitgleich anflogen. Ich hatte mich zuerst über Funk gemeldet und von Norden kommend in den Gegenanflug eingeordnet. Einer der anderen war westlich des Platzes und kündigte ein langes Endteil an (wie sich herausstellte ein ein deutlich längeres als angesagt). Da ich ihn (noch) nicht sehen konnte, gab ich zu verstehen, dass ich ihn vorlasse, indem ich den Gegenanflug nach Westen ausdehne und erst dann in den Queranflug drehe, wenn er an mir vorbei ist. Die dritte Maschine war noch nordwestlich von mir und hat sich freiwillig zur Nr. 3 erklärt.

Soweit alles ganz normal und ein gutes Beispiel für eigenverantwortliche Organisation des Platzverkehrs ohne Blabla von Info.

Nun landet die Nr. 1, auf Bitte von Info ein paar Hundert Meter hinter der Schwelle wegen einer Veranstaltung westlich des Platzes, verpasst den Rollweg in der Mitte der Piste und beginnt, im Schritttempo die über 1000 m zum Pistenende zu rollen, wo ein weiterer Rollweg abgeht. Ein Zurückrollen zum mittleren Rollweg auf der Piste wäre sicherlich in einem Bruchteil der Zeit möglich gewesen.

Unterdessen war ich im Endanflug - wohl wissend, dass Landen nicht erlaubt ist, während sich noch eine Maschine auf der Piste befindet - und entschied mich, wegen der inzwischen etwa 1000 m zwischen dem geplanten Aufsetzpunkt und der rollenden Maschine, trotzdem zu landen. Sicher haben haben dabei auch Zeitdruck und eine gewisse Genervtheit über das schon im Anflug nicht besonders kooperative bzw. kompetente Verhalten des anderen Piloten eine Rolle gespielt. Außerdem wusste ich, dass der Flugleiter nicht zu der Spezies gehört, die in so einem Fall gleich die Luftaufsicht informiert...

Beim nachträglichen Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Verhalten natürlich im Sinne des Luftrechts falsch war, aber definitiv 'safe'. Ich hatte vor mir ein Vielfaches der benötigten Landestrecke. Selbst wenn die Maschine vor mir auf der Piste stehen geblieben und umgekehrt wäre, hätte ich locker genug Strecke für ein Durchstarten auch nach dem Aufsetzen gehabt. Wie gesagt, es waren ca. 1000 m freie Piste nach dem Aufsetzen verfügbar und eine C-172 kann man problemlos auf 500 m landen.
Letztendlich finde ich es nicht falsch, was ich mir schon im Anflug gedacht habe: "Ich betrachte das Stück Asphalt vor mir jetzt mal als zwei getrennte, hintereinander liegende 1000-m-Pisten, und die erste davon ist frei."

Wer hat eine Meinung dazu? Wie hättet ihr gehandelt?

Euer Knarß

[schubbi]

Hi,
ich finds persönlich in Ordnung bei so einer langen Piste. Außerdem wußtest Du ja das er nach hinten abrollt und der nach Dir kommende Verkehr war ja schließlich auch noch zu berücksichtigen. Ich an Deiner Stelle hätte es auch so gemacht vielleicht hätte ich mich im Final nochmal kurz gemeldet um klar zu stellen das ich jetzt trotzdem Lande, um sicher zu gehen das der erste nicht doch noch auf der Bahn dreht und mir entgegenkommt.

Gruß

Sebastian

[MichiHH]

Hi Knarß

genau deine Situation ist mir heute in Norderney passiert. Cessna 172 mit einem 79 jährigen Piloten bummelt auf der Piste, dass der FL schon fragt, ob er dort zelten möchte (4 Flieger im Anflug).
Mit meinem UL brauche ich nur die ersten 250m und die habe ich auch genutzt.
Der Kollege hinter mir mit einer DA42 hatte nicht so viel Glück und ist durchgestartet.

Montag in Wangerooge kams noch besser. Ich schon im Endteil, ca. 300 m vor der Schwelle, kommt ein ähnlich ältlicher Bayrischer Rüpel von oben herunter und setzt vor mir auf - trotz Funkansagen meinerseits (nach dem Motto: Wech da, du Saupreiss).

Der Krieg herscht nicht nur auf der Strasse, sondern auch vor der Landeschwelle

Die Ignoranz einiger Leute kann einen schon echt wütend machen - aber bei dem hätte man nur mit einer Riesenaxt etwas bewirken können.

Gruß
Michi

[Uwe]

Moin an alle,

ich halte pauschale Urteile zu diesem Thema für ziemlich gefährlich !

Das muß sicherlich jeder für sich selbst entscheiden, wobei ich mich genau anders herum entschieden hätte. Mir wurde beigebracht, im Zweifel-und die wären in dieser Situation angebracht-durchzustarten.
Dann fliegt man eben noch eine Platzrunde. Immer nicht zu vergessen, es
geht um MEINE Sicherheit.
Im übrigen scheint es bei diesem Thema ein erhebliches Nord-Süd Gefälle
zu geben, denn bei den Nordlichtern habe ich bisher eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht, indem sich sofort abgesprochen und auch danach gehandelt wurde. Und sollte eine Pilot mal ein wenig länger brauchen (vielleicht weil schon älter) ist Rücksicht und ein wenig Geduld immer eine gute Sache. Eine Axt wäre manchmal nicht schlecht, bringt uns aber nicht weiter und die Leute wollen es nicht verstehen.

Weiterhin schöne Flüge Uwe

[MichiHH]

Hi Uwe,

eine pauschale Verurteilung sollte dies auch nicht sein.

Tatsache ist aber, dass bei meinem Erlebniss sowohl 2 Leben in meinem UL, als auch 4 Leben in dem anderen Flugzeug rücksichtslos aufs Spiel gesetzt wurde.

Mich würde echt einmal interessieren, welche Möglichkeiten es gibt, solche Leute zur Räison zu bringen. Anzeige? Hätte der FL etwas tun müssen, denn dieser hat die Situation genau beobachtet. Wahrscheinlich war bei dem "Drängel-"Piloten das Hörgerät ausgefallen, denn auf Funkanfragen meinerseits hat er nicht reagiert.

Gruß
Michi

[ATCler]

Hallo zusammen,

bezüglich des Verhaltens in der Platzrunde bzw. dem Vorflugrecht, hier einige sehr interessante Ausführungen:

Quelle Fliegermagazin.de (Ausgabe 03/2005)
Rubrik "Streitfragen":
http://cm.jahr-tsv.de/fliegermagazin/internet/streitfragen/fragen/vorflugrecht.php

[ATCler]

@ Michi:

[Uwe]

Hi Michi,

hab ich auch nicht als Verurteilung verstanden.
Natürlich ärgert es einen schon, wenn solche Dinge passieren, zumal
nicht nur die eigene Person betroffen ist. hat sicher auch schon jeder mal erlebt.
Deshalb halte ich es wie beim Motorrad fahren, für die anderen mitdenken.
(Hilft leider nicht immer)
Zum Thema Flugleiter ist alles im Thread Air-Laws geschrieben worden.
Es besteht evtl. die Möglichkeit von Seiten des FL einen Bericht zu schreiben, wird aber sicher nicht allzu gern gemacht, weil viel Arbeit.
Habe mal einen Bericht gelesen, wo ein FL eine Bericht über eine angeblich nicht eingehaltene Platzrunde schrieb, wurde,glaube ich,ein großes Ding draus gemacht.
Den Raudi zur Rechenschaft ziehen halte ich für schwierig.
Sonst noch mal mit ATCler mailen, ob er irgendwelche Möglichkeiten sieht.
Der kennt sich aus-der schläft an der Wand-wie man so schön sagt.

Ansonsten nicht ärgern lassen,schönen Tag

[ATCler]

Hallo Uwe,

ich bin ein eingefleischter "Waagrecht-Schläfer", der, wenn er frei hat auch mal länger lümmelt...

[Uwe]

Hi Thomas,
war wohl ein bißchen spät mit dem abschicken.

Das länger Lümmeln sei Dir gegönnt.
Ich komme aus einer Großfamilie, da wurde man zur Schlafenzeit in die
Waagerechte gebracht und nach dem Einschlafen an die Wand gestellt, damit das Bett für den nächsten frei wurde.

Dann genieß das Wetter mal noch.