eddh.de

[stevieleft]

Hallo, wir wollen von Süddeutschland auf die Kanalinseln fliegen. Zunächst hatten wir vor VFR über eine VFR Route durch Paris durchzufliegen.
Jetzt rät uns jeder davon ab. AIS-C und der Kontroller von LFPL Lognes haben uns auf unsere telefonische Anfrage abgeraten.

Paris ist unter einer Airspace A (gesperrt für VFR Flüge) das ist klar. Ich dachte aber immer es gäbe eine VFR Route durch Paris durch.

Hat da jemand Erfahrungen - wäre sehr dankbar für einen Tipp!

[einpilot]

Es gibt nur eine VFR-Route, die über Le Bourget. Ich bin sie selber noch nie geflogen (sie steht seit Jahren auf meiner Pendenzenliste!), kann also nicht aus erster Hand darüber berichten. Angesichts der Umgebung ist aber klar, dass man diese Route nur wählen sollte, wenn man den Funk einwandfrei beherrscht und die Freigaben präzise und speditiv befolgen kann. Sind diese Voraussetzungen gegeben, sehe ich keinen Hinderungsgrund.

Die Durchflugroute mit den Meldepunkten und sonstigen Details findest Du auf der VAC von Le Bourget: http://www.sia.aviation-civile.gouv.fr/aip/enligne/PDF_AIPparSSection/VAC/AD/2/0710_AD%202.LFPB.pdf

[boelkowflieger]

Hallo Stevieleft,

ich bin im Sommer 2005 folgende Route geflogen, völlig problemlos. Ich habe jedoch auch für die innerfranzösischen Strecken einen Flugplan aufgegeben, der mit der folgenden Streckenführung angenommen wurde.

Nach einer Zwischenlandung mit Tanken in Reims Prunay, LFQA (Achtung Mittagspause!) folgende Route:
CTL / BSN / LFPA / DVL / LFRG (Deauville), dort FPL nach Jersey. Zwischen BSN und LFPA musste ich mal runter auf 1.500 ft. Leider konnte man aber auch aus dieser Höhe nicht einmal den Eiffelturm erkennen.

Der Rückweg über LGL / LFOX / BRY war eindeutig langweiliger, da alles topfeben ist. Lediglich in LFOX (Etampes) war die Hölle los.

Mein Tipp: Flugplan aufgeben und versuchen, die Controller sind ganz zugänglich. Vielleicht noch mal vorher die aktuellen Funk-Sprechgruppen vergegenwärtigen: http://alt.ausbildung.bwlv.de

Viele Grüße
Ralf

[boelkowflieger]

Noch ein Nachtrag:
Die ICAO-Karte von Frankreich zeigt bekannterweise ein Flickenteppich von Beschränkungsgebieten. Deshalb ist es insbesondere wochentags wichtig, mit dem FIS Kontakt zu halten. Von diesem wird man zu den jeweils zuständigen Militärfrequenzen weitergeleitet.

Militärcontroller sind häufig nur schwer zu verstehen, da sie englisch mit stark französischem Akzent sprechen. Beispiele: „Löffel“ = level; „Eierlöffel“ = higher level; „Rähriever“ = „Rhin“-river = Rhein.
Die Anweisungen sind präzise einzuhalten, da in Frankreich immer noch heftig Tiefflug trainiert wird.

Carl M. Falck hat eine Vortragsvorlage zum Fliegen in Frankreich ins Netz gestellt, deren Studium ich wärmstens empfehle: http://www.fsv1910.org/texte/ffinfrankreich.pdf

Grüße
Ralf

[stevieleft]

Hallo Zusammen, danke für die Tipps. Wir flogen im September nach Jersey, es war ein tolles Erlebnis und unser erster größerer Auslandsflug. Allerdings nicht die VFR Route über Le Bourget. Wir umflogen den Pariser Luftraum.

Hier noch ein paar Tipps aus meiner Sicht:

1) Flugfunk in Frankreich problemlos. Wir flogen fast die ganze Strecke mit Radar oder Approche, was wir als sehr angenehm empfanden. Unbedingt aber die benutzten Frequenzen dokumentieren, da oft eine angegebene Frequenz nicht besetzt war oder eine schlecht verständliche Bandansage kam. Da ist es hilfreich sich auf der letzten Frequenz beim Controller wieder zu melden. Man bekommt dann eine neue Freq. zugewiesen, so dann jemand mit einem redet;-)

2) Beim Zwischenstopp in Troyes war der Tower nicht besetzt, also nur Auto-Annonce möglich. Hierfür müssen die französischen Sprechgruppen beherrscht werden, ansonsten lieber nicht anfliegen, denn die franz. Flieger sollten verstehen was man vor hat.

Hilfreich war die Vortragsvorlage von Carl M. Falck (danke an Bölkowflieger für den Tipp)
http://www.fsv1910.org/texte/ffinfrankreich.pdf

Wir haben uns die französischen Sprechgruppen für den Anflug aufgeschrieben und der Anflug klappte problemlos.

3) Flugplanaufgabe telefonisch problemlos über BRIA (Bureau Régional
d'Information Aéronautique, regionale AIS) möglich. Aktuelle Telefonnummer der AIP GEN entnehmen. Für uns zuständig war 0389902612.

Herzu eine Anekdote:
In Troyes war der Tower nicht besetzt und das automatische Telefon für die Flugplanaufgabe kaputt. Daneben hin an einem schwarzen Brett ein kleiner vergilbter Zettel mit der Notiz: FPLN 0389902612. Als wir dann dort anriefen, fragten wir höflich: "parlez vour anglais", "Yes no problem" - "OK - we want to file a flight plan..." als wir dann im Laufe der Flugplanaufgabe unser Kennzeichen nannten, meinte der Controller: "Mit mir können sie auch deutsch reden, sie sind hier in BASEL gelandet". Lustig war dann dass er im weiteren Verlauf in perfektem Schwäbisch mit uns geprochen hat (wir fühlten uns wie zuhause). Und das auf einem Platz mitten in Frankreich.

4) In Jersey muss man den Flugplan 2 Stunden vor der ETD abgeben. Wichtig auch die Zeitverschiebung beachten (1 Std). Nicht dass es beim Rückflug dann zeitlich zu knapp wird.

5) Ein besonderer Zwischenstopp war LFOK (Vatry). Der zweitgrößte Flugplatz Frankreichs hat eine 3800 m Piste. Wir waren die einzigen GA-Flieger und wurden absolut vorzüglich behandelt. Mit Kleinbus vom Vorfeld abgeholt, Wetter wurde für uns eingeholt und der Flugplan in minutenschnelle aufgegeben. Wir bekamen Kaffee vom Personal angeboten und zuletzt fuhr man uns wieder zum Flieger aufs Vorfeld. Und alles für 15 EUR für eine C172! Das war wirklich klasse und wir konnten so unsere fehlenden 3 Stunden (s.o.) wieder bestens reinholen;-)

Wer so einen Flug vorhat sollte ihn auf jeden Fall machen, man lernt sehr viel dabei. Die Flugplanung möglichst akribisch durchführen beruhigt ungemein. Wetter, AIS-Beratung, NOTAMS, VFR Planung, aktuelle Datenbank auf dem GPS (Ersatzbatterien), aktuelle Karten und aktuelle Anflugkarten (siehe AIP France http://www.sia.aviation-civile.gouv.fr).
Und die französischen Sprechgruppen als Notizzettel auf dem Kniebrett ist auch ganz praktisch.

Nicht zu sehr auf die VFR-Flugplanung versteifen. Wetter, Lufträume und Controller-Vorgaben machen da oft einen Strich durch die Rechnung und die Planung ist nach kurzer Zeit schon Makulatur.

Am besten bei Unklarheiten sofort nachfragen. Die Franzosen waren meistens gut verständlich und immer sehr hilfsbereit. Und wenn man etwas nicht versteht hilft "speak slow" und "say again" garantiert weiter.
Einen Controller von Straßburg approche haben wir absolut nicht verstanden, der übergab uns dann an einen Kollegen der akzentfreies Englisch sprach.


Viele Grüße Stefan